Mit Pferden eine gute Zeit verbringen

Das sagt sich so leicht, "mit Pferden eine gute Zeit verbringen", meinte vor kurzem eine meiner Schülerinnen. "Ich weiß vielleicht, was für mich eine gute Zeit darstellt, ich bin mir aber nicht sicher, was für mein Pferd eine gute Zeit ist?!"

Was ist für Pferde ein gute Zeit mit dem Menschen zu verbringen?

  • einfach in Ruhe gelassen zu werden, während der Mensch vor der Box oder neben/auf der Weide sitzt?
  • nur gestreichelt und lieb gehabt zu werden?
  • den "Keks" zwischen den Zähnen zu zermalmen?
  • in "Action" mit dem Menschen zu gehen, die auch manchmal echt anstrengend sein kann?
  • eine Auseinandersetzung mit dem Zweibeiner zu haben?

Fünfmal JA!

 

Einem Pferd eine gute Zeit zu bescheren, bedeutet für mich nicht, nur zu tüddeln und zu kuscheln. Das ist auch sehr wichtig und schön, aber Pferde brauchen Interaktion. Ein ganz natürliches Bedürfnis.

 

Wir können es jeden Tag in der Herde unseres Pferdes beobachten. Nur Gras fressen und untereinander die Mähne zu kraulen, ist für jedes Pferd auf Dauer langweilig. Da werden zwischendurch auch mal die Ohren angelegt, der Hals lang gemacht und der gute Kumpel oder der freche Boxennachbar abgehalten, den nächsten Grashalm zu kauen. Mal werden nur zwei Schritte abgefordert, die das eine dem anderen Pferd weichen muss, mal wird es eine kurze oder auch längere Galoppade, die den Weg für den anderen frei macht. Entweder geht das Spiel an dieser Stelle weiter oder es endet auch schon wieder in einer Pause und die Pferde fressen gemütlich weiter...

 

Action und Ruhe - ein wichtiger Mix, den wir nutzen können, unserem Pferd eine gute Zeit zu bescheren.

 

Ich glaube, es steht außer Frage, dass die meisten Pferde es genießen, wenn wir einfach nur zum Beobachten und "Beisitzen" da sind, ab und zu mal die kraulenden Hände zum Einsatz bringen und zwischendurch ein Leckerli springen lassen.

 

Aber genießt es wirklich ein Pferd und erlebt eine gute Zeit, wenn wir zum Beispiel:

  • 20 Minuten am Halfter oder Kappzaum longieren
  • mehrere Runden immer wieder in einer Acht oder in einer Volte im Schritt oder Trab reiten
  • im wahrsten Sinne des Wortes bei Zirkuslektionen das Pferd zum "Niederknien" bringen
  • unser Pferd in der Freiarbeit mal sanft, mal sehr engagiert "schicken"
  • Seitengänge am Boden oder im Sattel abfordern?

Wieder fünfmal Ja! Das Pferd tritt in Interaktion mit uns! Wie mit einem Artgenossen in der Herde! Wir bekommen zusammen die Chance, gemeinsam zu spielen - mit unserer Energie, mit unseren Reaktionen, mit unserer Zuneigung füreinander. Wie großartig ist es für beide, sich in der Bewegung zu spüren und zu erleben...

 

Unser Pferd lernt uns näher kennen und besser einzuschätzen, vorausgesetzt unsere Hilfen oder Signale bleiben in den Aktionen gleich und konsequent. Und das ist sehr wichtig, damit die Aktionen vom Pferd auch als gute Zeit wahrgenommen wird: Wir sollten immer ein klares Ziel und eine Idee im Kopf haben, warum wir unser Pferd zu genau dieser Aktion auffordern. Wir sollten zu jeder Zeit fair bleiben und unser Gegenüber immer als Freund und nie als Feind sehen!

 

Und natürlich bekommt unser Pferd nach jeder kleineren Aktion ein Lob und eine Pause. Wenn das mit einem fröhlichen Ohrenspiel oder einem sanften Abschnauben und Durchatmen quittiert wird, denke ich, haben wir ganz viel richtig gemacht. Und wir können uns sicher sein, dass unser Pferd eine gute Zeit mit uns verbracht hat.