Die Geste des Lobens: Klopfen oder Streicheln?

Auf den Turnierplätzen im Norden, Deutschland und der Welt sieht man es immer wieder – nachdem die Pferde auf dem Dressur- oder Springplatz aus Sicht ihrer Reiter gut abgeliefert haben, werden sie lautstark abgeklopft. „Ja, mein Großer, das hast du gut gemacht...“, mit einer großen ausholenden Bewegung werden die Pferde abgeklatscht - ein liebevoll gemeintes und stolzes Klopfen, das noch auf dem Abreiteplatz zu hören ist.

 

Auch in Reithallen oder auf den Außenplätzen verschiedener Ställe beobachte ich immer wieder, wie Reitlehrer ihre Schüler oder Eltern ihre Kinder dazu auffordern, nach getaner Arbeit, die Hottis kraftvoll klopfend zu loben. Erstmal eine nette Geste, dem Pferd zeigen zu wollen, dass es etwas toll gemacht hat, aber kann das Pferd das auch genauso verstehen, wie wir es meinen?

 

Ich denke Ja! Wenn ein Pferd es nie anders gelernt hat, dass ein Mensch sein Lob nur durch starkes Klopfen am Hals, Schulter oder Rücken zum Ausdruck bringen kann, dann nimmt es das auch so wahr. Ob es dieses Lob allerdings auch wirklich immer genießt, stelle ich mal in Frage.

 

Wenn ich Pferde auf der Weide beobachte, die sich gegenseitig ihre Zuneigung zeigen möchten, sehe ich mal ganz sanfte Knabbereien in der Mähne, am Hals, Widerrist oder Rücken, mal auch leichte Stöße mit dem Kopf. Je sanfter dieser Stoß von dem einen Pferd ausfällt, desto freundlicher bleibt das andere. Wird der Schub der Kopfbewegung zu ruppig oder zu fordernd, weicht das andere Pferd aus und geht.

 

Also, wenn ich mein Pferd mit einer zu hohen Intensität abklopfe, kann mein Lob auch als Druck wahrgenommen werden, dem es ausweichen möchte. Wenn der Druck von oben kommt (Reiter im Sattel sitzend), habe ich als Pferd natürlich nur begrenzte Möglichkeiten, diesem Druck auszuweichen. In so einer Situation habe ich schon einige Pferde die Ohren anlegen sehen. Auch ein Zeichen, dass das Klopfen wohl wirklich zu doll war.

 

Ich persönlich bin ein Lob-Streichler und -Fellkrauler. Die meisten Pferde genießen es sehr, am Hals gestreichelt oder am Widerrist gekrault zu werden. In der Bodenarbeit gehe ich häufig auch um das ganze Pferd herum, um es abzustreichen. Wenn das Lob dann eben auch noch mit einer Pause verbunden ist, höre ich oft ein wohliges Abschnauben oder tiefes Ein- und Ausatmen. Das macht mich wiederum sehr glücklich.

 

Klopfen oder Streicheln – es geht beides! Wer beim Loben auf das Ohrenspiel, den Gesichtsausdruck und Entspannungsgesten (geräuschvolles Atmen, Hals lang machen, eventuell sogar Gähnen) des Pferdes achtet, bekommt eine klare Antwort, was dem Hotti ganz besonders gut gefällt.

 

Nicht unerwähnt möchte ich die Pferde lassen, die mit freundlichen Berührungen von Menschen aus verschiedenen Gründen nicht so richtig gut umgehen können. Das muss ich manchmal einfach akzeptieren und mit meiner Stimme oder einem „Keks“ erstmal das Lob zum Ausdruck bringen. Mit Zeit und Geduld kann ich aber auch diesen zurückhaltenden Persönlichkeiten irgendwann den Weg aufzeigen, dass die streichelnde oder sanft tätschelnde Menschenhand etwas sehr Nettes sein kann.